Motivation und Erfolg sind die beste Medizin – Rollstuhlfechter der TSG wollen hoch hinaus

Im vergangenen Juli ging für die Rollstuhlfechter der TSG Reutlingen ein langgehegter Traum in Erfüllung. Durch die großzügige Spende der Rotarier Reutlingen-Tübingen Süd, die sich seit 25 Jahren ehrenamtlich für soziale Projekte engagieren, war es der TSG Fechtabteilung möglich, zwei dringend benötigte und speziell angefertigte Fechtrollstühle zu kaufen. Diese wurden im Rahmen eines Rollstuhl-Lehrgangs in Lyon, bei dem auch Rollstuhlfahrer der TSG teilnahmen, erworben und abgeholt.

Die Rollstühle wurden extra von einem französischen Hersteller bezogen, weil es hierfür in Deutschland keinen Markt gibt. Durch diese Anschaffung wird ein noch qualifizierteres Training für die Rollstuhlfechterinnen und -fechter ermöglicht. Nun können die notwendigen Bewegungsabläufe optimiert und noch besser trainiert werden, die mit normalen Rollstühlen nicht machbar sind. Gleichzeitig sind die Fechtrollstühle wettkampftauglich, sodass einem offiziellen Turnierstart der TSG Rollstuhlfechter nun nichts mehr im Wege steht. Und ein großes Ziel gibt es schon: die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften im Frühjahr 2016 in Heidelberg. Die Chancen, eine der begehrten Medaillen nach Reutlingen zu holen, stehen sehr gut.

Obwohl es derzeit im Rollstuhlfechten nicht besser laufen könnte, hat sich die amtierende Europameisterin im Rollstuhlfechten, Simone Briese-Baetke nach langer krankheitsbedingter Trainingspause im ersten Halbjahr 2015 dazu entschlossen, die TSG Reutlingen zu verlassen, um näher bei ihrer Familie in Kassel sein zu können. „Ich suche die Nähe zu meinem Sohn und seiner Familie, denn auch ich muss an meine Versorgung
denken, wenn ich einmal nicht mehr so fit bin…“ Sie sagt das nicht ohne Grund, denn Simone Briese-Baetke leidet bereits seit vielen Jahren an der heimtückischen Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS).

Zwar verliert die TSG Fechtabteilung mit dem Fortgang von Briese-Baetke ein wichtiges Aushängeschild für den Inklusionssport, dennoch wird das Rollstuhlfechten in Reutlingen
intensiv weiter vorangetrieben und ausgebaut. Und die gesamte TSG Fechtabteilung wünscht Simone Briese-Baetke von Herzen alles erdenklich Gute für ihre Zukunft.

Seit Beginn des Jahres wurden insgesamt 9.000 € in Ausrüstung, Material und Personal für den Rollstuhlfechtsport investiert. Und das ist wichtig, um die insgesamt 8 verbleibenden Rollstuhlfechter der TSG Reutlingen bei ihren Zielen zu unterstützen. Dafür wird zweimal wöchentlich hart trainiert. Und der nächste Landeslehrgang des Württembergischen Fechterbundes im Dezember steht auch schon fest im
Terminkalender – er wurde bereits zum dritten Mal nach Reutlingen vergeben. Reutlingen ist damit zum dritten Mal Austragungsort derartiger Landeslehrgänge, deren Teilnehmerzahlen jährlich steigen. Solche Lehrgänge sind für die Rollstuhlfechter ganz wichtige Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften 2016. Darüber hinaus soll im nächsten Jahr der erste Baden-Württembergische Landeslehrgang auch in Reutlingen stattfinden – und auch die erstmalige Austragung Baden-Württembergischer Landesmeisterschaften.

Die TSG Fechtabteilung leistet somit durch ihr Engagement und ihre Einsatzbereitschaft einen großartigen Beitrag zum Thema Inklusion und für die Bekanntmachung der Randsportart Rollstuhlfechten. Und was für eine wunderschöne ‚Randsportart‘ das Fechten ist. Davon können sich Interessierte am 07. und 08. November in den Hans-Roth-Sporthallen in Reutlingen-Betzingen überzeugen lassen. Dann findet dort mit dem 13. Reutlinger allstar Cup eines der großen internationalen Turniere für die
Degenfechter bei den ‚Fußgängern‘ (so werden sie liebevoll von den Rollstuhlfechtern genannt) statt. Der Eintritt ist frei. (Beate Hummel/tb)