Die Devise lautet: »Niemals aufgeben!«

Inklusionsgruppe der Fechtabteilung Reutlingen trainiert für die Deutschen Meisterschaften 2016

Montagabend in der Storlachhalle in Reutlingen. Eine Gruppe junger Menschen sitzt am Hallenrand. Die Stimmung ist aufgelockert, es wird gelacht und geredet. Auf den ersten Blick scheint sich hier ein gewöhnlicher Sportverein zum wöchentlichen Training zu treffen. Was erst einen Augenblick später auffällt: Zwei Männer im Rollstuhl bilden ebenfalls einen Teil der Gruppe. Doch sie sind keinesfalls nur Zuschauer, sondern aktive Mitglieder in der Fechtabteilung der TSG Reutlingen. Das Besondere an dieser Gruppe ist, dass behinderte und nichtbehinderte Fechter gemeinsam trainieren. Bereits seit 2013 bietet der Verein dieses Gruppentraining an und beteiligt sich damit an der immer aktueller und wichtiger werdenden Inklusion behinderter Menschen in Deutschland. Eine der jungen Trainerinnen und Trainer der Gruppe, die fast ausschließlich von Ehrenamtlichen geleitet wird, ist Beate H.. Die 23-jährige sieht den gemeinsamen Sport behinderter und nichtbehinderter Menschen als unglaubliche Bereicherung an. „Die Sportler verhalten sich ganz anders zueinander! Vor allem Kinder lernen, mit behinderten Menschen umzugehen und auch Rücksicht auf sie zu nehmen.“ Sie ist der Meinung, dass behinderte Menschen genauso viel leisten können, wie nichtbehinderte Menschen, wenn man sie fördert und ihnen zu mehr Leistungsfähigkeit und Selbstständigkeit verhilft. Aber auch die nichtbehinderten Sportler nehmen viel von ihren behinderten Teamkameraden mit. Das Prinzip „Jeder hilft jedem“ wird hier praktisch gelebt. Auch Maximilian M. erlebt diesen Zusammenhalt. Von Geburt an sitzt der mittlerweile 30-jährige im Rollstuhl. Für ihn stellt der Sport eine Brücke der Verbindung dar, um den Kontakt mit nichtbehinderten Menschen zu fördern und Freundschaften zu schließen. Außerdem betont er, dass der Sport wichtig sei, um behinderten Menschen zu mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen. „Du hast die Motivation, dass du etwas erreichen kannst.“, so der Fechter mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Natürlich stoße auch er an seine Grenzen. Doch das sei erst die Motivation, um weiter dranzubleiben. „Niemals aufgeben!“ lautet die Devise von Maximilian und damit scheint er in seiner Fechtgruppe nicht der Einzige zu sein.

Momentan trainieren die Fechter der TSG Reutlingen fleißig für die Deutschen Meisterschaften im März 2016. Obwohl später die Behinderten- und Nichtbehindertenwettkämpfe getrennt stattfinden, trainieren hier Rollstuhlfechter mit Fußgängerfechtern gemeinsam. Auch das Aufwärmtraining wird zusammen praktiziert. Trotz der verschiedenen Altersklassen herrscht eine harmonische Gemeinschaft. Innerhalb der Gruppe werden keine Unterschiede gemacht. Auch Markus L., ein weiterer Rollstuhlfechter, fühlt sich trotz seiner 45 Jahre als ältestes Mitglied sehr wohl in der Gruppe. „Durch das Fechten bin ich selbstbewusster geworden. Man wächst am gemeinsamen Trainieren mit nichtbehinderten Kindern.“ Auch physisch fühlt sich Markus deutlich fitter und belastbarer und im Fechten hat er sogar ein neues Talent entdeckt. Für ihn bedeutet Sport, sich immer neue Ziele zu setzen und auch nach Niederlagen nicht aufzugeben. Dabei wird er von all seinen Teamkollegen, ob behindert oder nichtbehindert, unterstützt. „Wir kämpfen, um zu erreichen!“- diese Worte beschreiben treffend, was wohl alle Sportler antreibt und vielleicht dem Team der TSG Reutlingen bei den Deutschen Meisterschaften zum Sieg verhelfen wird. (Desiree Wolf)